Bremsen
Probleme Käfer
Man liest immer wieder, Probleme mit den Bremsen am Käfer. Die
Probleme sind natürlich so unterschiedlich wie die möglichen
Ursachen.... Bremsen ist natürlich ein Sicherheitsthema. Man sollte
sich nur daran begeben, wenn man das notwendige Werkzeug hat und die
fachlichen Fähigkeiten. Ich beschreibe hier nicht zur Selbsthilfe ohne
die notwendigen Fähigkeiten.
Ich
bevorzuge Trommelbremsen vorne und hinten. Die Bremswirkung reicht
völlig aus und die Felgen sind nicht so schnell vom Bremsstaub
dreckig, wie bei Scheibenbremsen. Bei einenm Oldtimer spielt die Optik
ja eine große Rolle. Wenn man Beläge erneuern muss, sollte man
Markenbeläge (ATE, Bosch, Textar, etc.) kaufen. Der Mehrpreis ist
gering und die Qualität/ Passgenauigkeit einfach besser. Auch sollte
man immer einen neuen Montage/ Federsatz kaufen, kostet für den Käfer
ein paar Euro und ist wichtig für die Funktion.
Ganz
wichtig ist zu unterscheiden, ob das Bremsproblem irgendwann auftrat,
oder nach einer Reparatur oder Restauration. Nach Reparaturen/
Restauration ist die Ursache viel schwerer zu finden, da alle
möglichen Montagefehler hinzu kommen.
Der
Bremsweg (Pedalweg) ist zu lang.
Ist ein
häufiges Problem. Dafür gibt es verschiedene Ursachen. Entweder ist
die Druckstange zum Hauptbremszylinder falsch (zu kurz) eingestellt,
oder die Bremsbeläge bei einer Trommelbremse sind nicht richtig
eingestellt, oder es ist Luft im Hydrauliksystem. Hier im Beispiel
meine offene Hinterradbremse.
Hier die Bremsankerplatte von hinten mit den Durchgangslöchern zu den
Einstellmuttern.
1:
Radbremszylinder
2:
Bremskolben
3:
Umlenkhebel
4:
Einstellschraube/ Einstellmutter
5: Handbremsseil
6:
Bremsbacken
1:
Hauptbremszylinder
2:
Druckstange
3:
Bremspedal
Lösung:
- Die Druckstange vom
Hauptbremszylinder prüft man am Bremspedal. Der Leerweg ohne das der
Bolzen den Hauptbremszylinder berührt muss ein paar Millimeter sein,
so dass der Hauptbremszylinder ohne Bremspedal Betätigung ganz
entlastet wird. Ggf. muss die Länge eingestellt werden.
- Mit montierter
Bremstrommel und Rad aufgebockt, müssen von der Innenseite an den
Bremsankerplatten durch die Einstellöffnungen, mit den
Einstellmuttern müssen zuerst die Bremsbeläge ganz in der
Bremstrommel angelegt werden, so dass das Rad blockiert. Danach
werden drei Zacken zurück geschraubt. Jetzt muss das Rad wieder sich
frei drehen lassen. Rechts und links an den Einstellungsöffnungen,
muss die Einstellmutter in unterschiedliche Richtungen gedreht/
gehebelt werden (mit einem Schraubendreher in den Zacken hebeln).
Luft im Hydrauliksystem.
Die
Analyse ist relativ einfach. Wenn man mehrmals hintereinander die
Bremse tritt, wird der Pedalweg kürzer und der Bremsdruck erhöht sich.
Nach Reparaturen können aber auch die Trommelbremsbeläge nicht richtig
eingestellt sein. Wenn die Beläge nicht betätigt nicht fast anliegen,
kann der Betätigungsweg für die Bremsbacken zu weit sein, bis
Bremswirkung eintritt.
Lösung:
- Um das System zu
entlüften gibt es verschiedene Wege. Zu zweit, einer tritt immer
wieder die Bremse, der andere betätigt die Entlüftungsschraube.
Vorne muss immer wieder die Bremsflüssigkeit nach geschüttet werden.
Es ist eine sehr altmodische Methode, schwierig in der
Kommunikation, möglich aber nervig.
- Dann gibt es Unterdruck
Pumpen zum Absaugen der Flüssigkeit/ Luft am Radbremszylinder.
Problem ist, es wird auch Luft vorbei am Entlüftungsgewinde gesaugt,
was das Ergebnis verfälscht. Die Entlüftungsschrauben müssen vorher
mit Dichtungsband abgedichtet werden, möglich aber auch nervig.
- Die dritte Möglichkeit
ist mit Überdruck zu arbeiten. Eine Flasche mit Bremsflüssigkeit
wird Luftdicht mit dem Bremsflüssigkeitsbehälter verbunden und mit 2
ATÜ aufgepumpt. Wenn man die Entlüftungsschrauben am
Radbremszylinder öffnet, kommt Bremsflüssigkeit und Luft aus den
Entlüftungsschrauben und der Überdruck in der Flasche drückt
Bremsflüssigkeit aus der Flasche nach, so dass der Bremsflüssigkeit
Behälter immer gefüllt bleibt.
Größtes
Problem beim Entlüften, der Vorratsbehälter. Er sitzt ungünstig zum
Befüllen. Der Vorratsbehälter ist relativ klein. Wenn der Behälter
sich beim Entlüften leert, kommt wieder Luft in das System. Daher
verwende ich das Überdrucksystem. Vorsicht, Bremsflüssigkeit ist
sehr aggressiv gegen Lack und Blech. Sofort abwischen mit Wasser/
gereinigtem Benzin den Lack reinigen.
Ein oder
mehrere Felgen werden heiß.
Auch ein
beliebter Fehler, Bremsen hängen fest und führen zu heißen
Bremstrommeln/ Felgen. Leicht festzustellen, wenn man den Käfer
langsam ohne Gang ausrollen lässt, muss er irgendwann ausrollen ohne
geringste Verzögerung. Also ohne einen geringsten Ruck ganz weich
anhalten. Heiße Bremstrommeln riecht man (verbrannter Bremsbelag) und
fühlt man an der Felge. Welche Räder betroffen sind, ergibt die
Fühlprobe.
Lösung:
- Wenn
es nur an den Hinterrädern ist, könnten die Handbremsseile zu stramm
eingestellt sein, der Umlenkhebel (3)
der Handbremse in der Trommel festsitzen, oder die Handbremsseile
(5) sind verrostet und bewegen sich nicht
mehr frei. Handbremsseile lassen sich nicht reparieren, sie müssen
immer erneuert werden.
- Wenn die Handbremsseile
hinten locker sind oder es sich auch um Trommel Vorderradbremsen
handelt, könnte die Ursache fest sitzenden Kolben (2)
in Bremszylinder (1)
sein. Die Kolben prüft man, in dem sie sich
sehr leicht mit dem Fingern in ihrem Sitz drehen lassen müssen, wenn
die Bremsbacke
(6) aus gehangen ist. Wenn
sie fest sitzen, durch Drehbewegung mit der Zange lösen, heraus
ziehen, mit Bremszylinder
Paste fetten und wieder einsetzen. Auch die Erneuerung der
Radbremszylinder ist eine gute und preiswerte (unter 20 Euro)
Lösung. Danach muss dann das Hydrauliksystem immer entlüftet werden.
- Auch möglich, dass die
Druckstange am Bremspedal, die den Hauptbremszylinder betätigt zu
lang eingestellt ist und der Kolben im Hauptbremszylinder auch in
Ruhelage immer etwas betätigt wird. Es sollten ca. 3 mm Leerweg
vorhanden sein, bevor die Druckstange auf den Kolben im
Hauptbremszylinder drückt.
- Bei Scheiben
Vorderradbremsen müssen die Kolben in den Bremszangen frei von
Oxydation sein und sich mit einem Hebel leicht einschieben/ bzw.
drehen lassen. Häufig sind die Gummi Staubschutzmanschetten kaputt/
undicht. Hier müssen auch ggf. die
Kolben ausgebaut, gereinigt und mit ATE
Bremszylinder Paste eingefettet werden.
Bremsen
quietschen beim Bremsen.
Man
hört immer wieder Käfer mit quietschenden Scheibenbremsen, kaum
auszuhalten. Typisches Problem von Scheibenbremsen, Trommel Bremsen
machen das nicht. Meiner quietschte auch sehr lange. Ich habe alle
Tipps erfolglos versucht, Kupferpaste etc. Es war immer nur für ein
paar hundert Kilometer, dann war das Quietschen wieder da.
Woher
kommt das ätzende Geräusch? Wenn zwei Metallteile sich unter hohem
Druck aneinander blank reiben und dies dann unter ständiger Bewegung
ist, entsteht das metallische quietschen. Bremsscheiben haben eine
ganz geringe Unwucht. Mit dieser Unwucht werden nach dem Bremsvorgang
die Bremsklötze wieder etwas von der Bremsscheibe weg zurück gedrückt,
damit sie nicht schleifen. Also während der Bremsung eine Bewegung der
Bremsklötze in Millimeterbereich.
Bei mir
sind Girling Bremssättel verbaut und die
Beläge haben eine Eier förmige Form. Beim Bremsen entsteht hoher
Druck, die Metallträgerplatten der Beläge legen sich im Belägeschacht
an die Bremszange an und es entstehen die metallisch blanken
Reibungsstellen.
Lösung:
- Am ausgebauten Belag, an
der Metallträgerplatte außen, die blanken Stellen suchen und mit
einem Trennjäger rau schleifen. Dabei kommt es nicht darauf an,
Material weg zu schleifen, sondern die blanke Stelle aufzurauen.
- Die Rückseite natürlich
wie üblich mit Kupferpaste einfetten. Der eingestanzte Pfeil in dem
losen Bremsblech, muss im eingebauten Zustand in Rollrichtung
zeigen.
- Die Behandlung verhindert
bestimmt weitere 20000 Kilometer die Bremsgeräusche.